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Die frühe Zeit der Reichswehr ab 1919 war vom Mangel an finanziellen Mitteln geprägt. Zunächst musste das Kriegsheer abgewickelt werden. Ein großer Teil der Waffen, des Geräts und der Kraftfahrzeuge musste den Siegermächten übergeben werden oder wurde verkauft. Dennoch standen noch genügend Kraftfahrzeuge in mehr oder weniger guten Zustand für die verbleibenden Einheiten zur Verfügung. Neuanschaffungen waren zunächst untersagt. Zur Schonung der Finanzmittel durften diese auch nur sparsam eingesetzt werden. Wegen der geringen Mannschaftsstärke wurden hauptsächlich handelsübliche Pkw beschafft. Erst gegen Ende der 1920er Jahre begann man mit der Entwicklung spezieller Geländefahrzeuge. Diese Basierten auf den Fahrgestellen Handelsüblicher Pkw, hatten aber ein höheres Fahrgestell und einen speziell entwickelten, offenen Aufbau. Anfangs hatten diese Aufbauten keine Seitentüren. Um bei Kurvenfahrt das seitliche Herausfallen der Besatzung zu vermeiden, wurden spezielle schalenförmige Sitze entwickelt, die den heutigen Sportsitzen ähnlich waren, die so genannten Kübelsitze. Davon leitet sich der Begriff Kübelsitzwagen ab. In der Truppe wurde daraus der Begriff Kübelwagen abgeleitet. Spätere Konstruktionen hatten seitliche Türen und normale Sitze. Der Begriff aber blieb. Die Kübelwagen prägten das Bild der Reichswehr und Wehrmacht in den 1930er Jahren. Wegen der allgemein schlechten wirtschaftlichen Lage wollte man möglichst viele Hersteller am militärischen Beschaffungsprogramm teilhaben lassen. Dies, und auch der häufige Modellwechsel vieler Hersteller, führte zu einer Vielzahl verschiedener Kübelwagen Marken und Typen. Um diesem Problem Herr zu werden, veranlasste man etwa Mitte der 1930er Jahre die Entwicklung der Einheits-Fahrgestelle. Die deutlich gestiegenen Rüstungsausgaben waren mit Sicherheit ein weiterer Grund für diese Entwicklung. Auf Basis der Einheits-Fahrgestelle entstanden die leichten, mittleren und schweren Einheits-Pkw. Diese Fahrzeuge wurden von einer ganzen Reihe von Herstellern gefertigt. Leider waren sie aber nur äußerlich baugleich, denn die Hersteller konnten die Verwendung eigener Motoren usw. durchsetzen. Unter Kriegsbedingungen traten bei allen drei Typen schwere Mängel auf. Lediglich der mittlere Einheits-Pkw lief einigermaßen zufriedenstellend. Eiligst wurde nach Alternativen gesucht. So kam eine große Anzahl von Mercedes Benz Typ 170 VK zur Truppe. Das Fahrzeug war äußerst Robust aber die Geländegängigkeit war ungenügend. Ab 1941/42 kamen dann endlich größere Stückzahlen der von Porsche konstruierten VW-Kübelwagen und VW-Schwimmwagen zur Truppe. Der schwere Einheits-Pkw wurde durch Mannschaftswagen der Marken Mercedes-Benz, Phänomen und Steyr ersetzt, die einfach auf den Fahrgestellen handelsüblicher 1,5 t Lastkraftwagen aufgebaut waren. In den 1920er und 1930er Jahren war man der Vorstellung behaftet, optimale Geländegängigkeit nur durch drei Achsen erreichen zu können. Deshalb kam es zur Entwicklung spezieller, dreiachsiger Gelände-Pkw. Diese kamen dann aber nur in geringem Umfang, hauptsächlich als Prunkwagen von politischen Führern und Generalen, zum Einsatz. Mit der Mobilmachung 1939 wurde der Pkw Bestand noch durch tausende eingezogene zivil Pkw aufgestockt, die zum Teil an den militärischen Einsatz angepasst wurden. Auf Typenreinheit konnte unter diesen Umständen natürlich keine Rücksicht mehr genommen werden. Es kamen sowohl Limousinen als auch Kabrioletts zum Einsatz, wobei die Truppe die Kabrioletts bevorzugte, da man unter Gefechtssituationen schneller aus ihnen aussteigen konnte. Ein Teil der eingezogenen Fahrzeuge wurden von der Truppe selbst oder von Karosseriefirmen mit Kübel- und Spezialaufbauten versehen. Auch Personenkraftwagen der verschiedensten ausländischen Marken kamen bei der Wehrmacht zum Einsatz. Einige wenige stammten wohl aus dem zivilen Fahrzeugbestand des Deutschen Reiches. Die Meisten von ihnen wurden aber bei den verschiedenen Feldzügen erbeutete. Nicht zu unterschätzen ist auch die Anzahl der Pkw, die bei den Automobilfirmen in den besetzten Gebieten unter deutscher Regie gefertigt wurden. Die Einsatzdauer der Pkw, deren Ursprung nicht in den besetzten Gebieten lag, war meist von der Verfügbarkeit von Ersatzteilen abhängig. Einige Typen erwiesen sich im Truppengebrauch als recht brauchbar. Andere waren, auch aufgrund der geringen Stückzahl, eher Belastungen für die Truppe. Aufgrund der unzulänglichen Fertigungskapazität der deutschen Fahrzeug Industrie leisteten aber auch die Beutefahrzeuge einen wichtigen Beitrag zur Motorisierung der deutschen Wehrmacht. Mit zunehmender Dauer des Krieges nahm auch das Einsatzspektrum der Personenkraftwagen zu. Er reichte vom einfachen Transport von Kommandeuren und Mannschaften bis zur Verwendung als Zugfahrzeuge für Geschütze, als Sanitätskraftwagen, als Nachrichtenkraftwagen, als Funkkraftwagen, als Instandsetzungskraftwagen und so weiter.
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