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Im Jahr 1938 begann bei NSU in Neckarsulm die Entwicklung eines kleinen, geländegängigen Zugfahrzeugs, das für den Einsatz in der Forstwirtschaft gedacht war. Das Kettenlaufwerk ähnelte stark denen der Halbketten-Zugkraftwagen der Wehrmacht. Es verfügte über Laufrollen in Schachtelanordnung, die mittels Federstäben und Kurbelarmen gefedert waren. Die geschmierte Kette hatte Gummipolster. Wegen der geringen Breite von nur 1 m verzichtete man auf eine Vorderachse. Die Lenkung erfolgte nur über ein Vorderrad mittels einer Lenkstange, ähnlich wie bei einem Motorrad. Die Konstruktion war so ausgelegt, dass man auch ohne Vorderrad fahren konnte. Von dieser Fähigkeit scheint aber nur äußerst selten Gebrauch gemacht worden zu sein. Der Antrieb erfolgte über einen 1,5 Liter Opel Motor, der auch im Opel Olympia verwendet wurde. Diese Konstruktionsmerkmale erlaubten eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 80 km/h, eine enorme Zugkraft und eine überdurchschnittliche Geländegängigkeit. Bereits im Jahr 1939 wurden die ersten Versuchsmuster gefertigt. Das Militär zeigte zunächst kein Interesse an dieser Entwicklung, bestellte dann aber doch eine Versuchsserie von 70 Exemplaren, die Anfang 1940 ausgeliefert wurde. Diese lief unter der Bezeichnung Versuchs Kraftfahrzeug 620. Nach einer intensiven Erprobung bei NSU und der Heeres-Versuchsstelle, bei der zahlreiche Mängel erkannt und abgestellt wurden, begann im Juli 1940 die Produktion einer verbesserten Null-Serie von 500 Fahrzeugen. Die Auslieferung dauerte bis Ende 1941, da die Fertigungspriorität zu dieser Zeit noch relativ niedrig war. Die Null-Serie wurde für eine umfangreiche Truppenerprobung verwendet, in der das Kettenkrad seine Vorzüge unter beweis stellte. Die offizielle Einführung als kleines Kettenkraftrad (Sd. Kfz. 2) erfolgte mit der A.H.M. 1941, Blatt 17 vom 21.06.1941, Nr. 633. Der Beginn der Serienfertigung verzögerte sich aber bis 1942, nun aber mit deutlich höherer Priorität. Die Anzahl der produzierten Kettenkräder konnte bisher nicht genau ermittelt werden, da die Produktionszahlen für 1945 nur bruchstückhaft vorliegen. Höchstwahrscheinlich lag die Zahl der während des Krieges gefertigten Kettenkräder bei 8.700 bis 9.000 Exemplaren. Die ersten Truppenteile, die mit dem Kettenkrad ausgestattet wurden, waren die Gebirgsjäger und die Jäger. Das Einsatzspektrum reichte von einfachen Transportaufgaben in unwegsamen und waldreichen Gelände bis zum ziehen von leichten Geschützen. Wenig später erhielten auch die Fallschirmjäger Kettenkräder als Zugfahrzeuge für ihre Leichtgeschütze und leichten Panzerjägerkanonen. Auch bei der Nachrichtentruppe kamen Kettenkräder in größerem Umfang zum Einsatz. Die beiden einzigen offiziellen Abarten des Kettenkrades, das kleine Kettenkraftrad für Feldfernkabel (Sd. Kfz. 2/1) und das kleine Kettenkraftrad für schweres Feldkabel (Sd. Kfz. 2/2), waren Fahrzeuge, die zum Bau von Telefonleitungen eingesetzt wurden. Später konnte man Kettenkräder in fast allen motorisierten Einheiten finden. Hier wurden sie vor allem für Verbindungszwecke und leichte Nachschubaufgaben während der Schlammperioden und während des Winters eingesetzt. Ab 1944 verwendete die Luftwaffe Kettenkräder um Flugzeuge auf den Fliegerhorsten zu bewegen.
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